Wenn alle Kommunikation ausfällt, funken die HB9er

Die HB9er sind die Kurzwellenamateure. Sie sind für die Allgemeinheit in der Lage, Kommunikation herzustellen, wenn Kommunikationsnetze der Blaulichtorganisationen oder Telefonnetze ausfallen. Die Notfunker aus Schwyz-Uri sind national führend.

Thomas von Arx (HB9JAT) Präsident des Vereins, und der Techniker Roman Füchslin (HB9FRR), der Jüngere der
beiden, sind die Köpfe des Vereins Schwyz-Uri. Unser Bild zeigt die beiden im Technikraum in Goldau, mit einer
Telefonverbindung über Funk.

Vor wenigen Wochen in Spanien, Portugal und Teilen von Frankreich: ein Blackout. Nichts geht mehr, keine Telefone, keine Handys, kein Funknetz der Blaulichtorganisationen. Man hofft es zwar nicht, aber es ist ein Szenario, das durchaus auch in der Schweiz möglich ist. Für diesen Ernstfall ist man in den Kantonen Schwyz und Uri gerüstet. «Die Notfallgruppe USKA der Union Schweizerischer Kurzwellenamateure ist in der Lage, in einer solchen Situation ein völlig netzunabhängiges Telefonnetz auf Funkbasis innert kürzester Zeit aufzubauen», sagt der in Steinen wohnhafte Präsident der Sektion Schwyz-Uri der Schweizer Kurzwellenamateure, Thomas von Arx. «Bei einem Totalausfall können Handynetze rund fünf Stunden, die Funknetze der Blaulichtorganisationen, das Polycom, rund acht bis neun Stunden überbrückt werden», sagt Roman Füchslin, der Techniker bei der Sektion.

Mit Kurzwelle Verbindungen schaffen

Thomas von Arx und Roman Füchslin (im Bus) mit dem Markenzeichen des Vereins der Kurzwellenamateure in
Schwyz-Uri, dem gelben Post-VW-Bus.

Funkamateure werden oft als «HB9-Funker» bezeichnet. Sie sind eine Gemeinschaft von technisch versierten Freiwilligen, die sich aus Interesse an der Funktechnik, Elektronik und Kommunikation zusammengeschlossen haben. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen CB-Funkern. HB9er absolvieren einen umfangreichen Lehrgang und werden vom Bakom international anerkannt lizenziert.

«Wir bauen und warten eigene Sende- und Empfangsanlagen, wir verstehen die Ausbreitungsbedingungen von Funkwellen und können komplexe technische Probleme lösen. Weil wir über Kurzwelle senden, sind wir zudem in der Lage, über Relaisstationen weite Distanzen zu verbinden», erklärt Roman Füchslin. Bei einem Totalausfall der herkömmlichen Netze wird die Kommunikation über ihr Funknetz hergestellt. Zur Verbindung dienen herkömmliche digitale Telefonanlagen. «Unsere Technologie wollen wir vor allem für die Bevölkerung einsetzen. Um das effizient nutzen zu können, sind beispielsweise auf der Rigi, in Seelisberg, in Andermatt und weiteren höher gelegenen Stationen sogenannte Repeater installiert, die mit Solartechnik betrieben werden und den primären Funkverkehr sicherstellen. Für den Notfunk gibt es Relais auf Föhnenschwand, Morschach, Seelisberg oder auf dem Gotthard.

Im Falle einer Katastrophe oder Notfall im Einsatz

Der grösste Nutzen der HB9-Funker liegt, wie bereits erwähnt, in ihrer Fähigkeit, im Falle einer Katastrophe oder eines Notfalls, wenn die herkömmlichen Kommunikationsnetze (Mobilfunk, Festnetz, Internet) ausfallen, als Backup-Kommunikationsmittel zu dienen. «Unsere Amateurfunkanlagen sind unabhängig von der kommerziellen Infrastruktur. Sie können alle mit Batterien, Generatoren oder Solarenergie betrieben werden. Wir Funkamateure haben oft mehrere Antennen und Frequenzen zur Verfügung», erklärt Thomas von Arx. In Situationen wie dem grossen Felsabbruch im Lötschental könnte eine solche Notfallgruppe zum Einsatz kommen. Die Sektion Schwyz-Uri ist da schweizweit führend.

Die Relais empfangen also Signale von portablen oder mobilen Funkgeräten (Endgeräte sind Telefone) und senden sie mit höherer Leistung und von einer besseren Position aus weiter, um eine grosse Reichweite zu erzielen. Dass diese Qualitäten in Notsituationen eine wertvolle Ergänzung zu den Kommunikationsmöglichkeiten sind, hat man auch bei der Behörde des Kantons Schwyz erkannt. «Unser Verein wird vom Kanton Schwyz finanziell unterstützt, zudem dürfen wir teilweise Infrastrukturen der öffentlichen Hand nutzen», erklärt Präsident Thomas von Arx. «Wir werden auch von Philipp Waldis, Leiter der Stabsstelle Katastrophenhilfe, aktiv unterstützt. Er hat für uns immer offene Ohren», so von Arx weiter. Das HB9-NET ist im Kanton Schwyz für den Notfall vorgesehen. Es ermöglicht die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften (zum Beispiel Feuerwehr, Zivilschutz, Sanität) und den lokalen Behörden, auch wenn die primären Kommunikationswege nicht funktionieren.

Bilder und Text: Erhard Gick, Bote der Urschweiz vom 04.08.2025

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